Jiri Gabrhel gegen die Deutsche Post

In Europa gibt es zwischen acht und zehn Millionen Fernfahrer. Ein Grossteil davon wird lausig bezahlt, weil das europäische Transportgewerbe mit der EU-Osterweiterung vollständig auf den Kopf gestellt wurde.

Niederländische Transporteure waren 2004 die ersten, die sich in polnische Betriebe einkauften, wie der ehemalige LKW-Fahrer und Journalist Jan Bergrath in seiner Studie «Wenn möglich, bitte wenden» schreibt.

Anfang 2018 machte der Fall von Jiri Gabrhel Schlagzeilen. Er war bei einer tschechischen Firma angestellt. Diese Firma arbeitete als Subunternehmen für die Deutsche Post. Gabrhel war meistens in Deutschland unterwegs und konnte nur alle drei Wochen für einige Tage nach Hause fahren. Er kam in Deutschland in eine Polizeikontrolle. Der Polizist, der tschechisch sprach, wies ihn darauf hin, dass es nicht rechtens sei, was sein Arbeitgeber mache. Er gab dem Chauffeur ein Flugblatt von «Faire Mobilität», eine Aktion des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Zusammen mit der Gewerkschaft klagte der Fahrer gegen die Deutsche Post. Das Subunternehmen, bei dem er offiziell angestellt war, entliess ihn deswegen. Die Deutsche Post bestritt die Vorwürfe. Doch kurz bevor es zum Prozess kam, einigte sie sich aussergerichtlich mit Gabhrel und zahlte die gesamte geforderte Summe – also den fehlenden Lohn, der ihm zugestanden hätte, wenn er korrekt nach deutschem Recht entlöhnt worden wäre.

Damit vermied die Post einen juristischen Präzedenzfall. Einen Gerichtsentscheid würde es aber dringendst brauchen.

Die Gewerkschaften bereiten zurzeit in einem zweiten, ähnlich gelagerten Fall eine weitere Klage vor.