Kapitel 4

Der Disponent, der Allmächtige

Es gibt etwas zu essen, dann geht Petar nochmals zurück zu seiner Speditionsfirma, die auch in Modrica domiziliert ist. Im modernen, schlicht eingerichteten Büro sitzt der Disponent der Firma, Almir Dusinovic. Er ist so etwas wie der Allmächtige der Spedition. Er weiss fast alles über den Strassengüterverkehr in Europa. Die Firma kann überleben, weil sie mehrere feste Kunden hat – wie zum Beispiel die Fabrik, die unweit der Spedition Holzküchen baut und nach Westeuropa exportiert.

Dusinovics Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass seine acht Fahrer nie leer unterwegs sind. Er nutzt dazu die Plattform Timocom, die grösste Frachtbörse Europas. Man muss sich das vorstellen wie eine Uber-Plattform für Güter. Wer etwas zu befördern hat – zum Beispiel einige Paletten Klopapier – schreibt das auf Timocom aus. Die Spedition mit dem billigsten Angebot bekommt die Fuhre. Jeder kann mitbieten.

Die Preise auf den häufig befahrenen Routen seien total zusammengebrochen, sagt Dusinovic. Als Faustregel wird heute für einen Kilometer ein Euro bezahlt, es kann jedoch bis zu zwei Euro hoch gehen. «Wenn ich aber für eine Ladung über 1000 Kilometer nur 700 Euro bekomme, nehme ich sie nicht», sagt Dusinovic.

Dusinovic rotiert ununterbrochen, telefoniert, schreibt gleichzeitig eine Mail, sucht etwas im Computer, das nächste Telefon klingelt. Er hat den Ehrgeiz, dass all seine Fahrer jedes zweite Wochenende daheim verbringen können. Also braucht er immer wieder Fuhren zurück Richtung Bosnien.

Im Moment hat er einen Fahrer, der in Italien unterwegs ist. «Ich muss eine Ladung für ihn finden. Er sollte am Wochenende wieder hier sein. Wenn ich nichts finde, wird das schwierig. Da müssen wir entscheiden, ob er leer zurückfährt oder das Wochenende in Italien verbringt.» Es mache ihn verrückt, wenn er nichts finden könne. Das beschere ihm manchmal schlaflose Nächte.

Petar sagt, Dusinovic sei ein grossartiger Disponent. Er vertraue ihm total.
Inzwischen hat er das Bier beim Kunden in der Nähe abgeladen. Sein Sattelzug steht im Hof der Spedition. Seit dreizehn Stunden ist Petar auf den Beinen und beginnt nun, seinen LKW zu waschen. Am Schluss poliert er die Felgen. Alles müsse blitzblank sauber sein, sagt er, «dann wird man auch weniger von der Polizei kontrolliert».

Die nächsten vier Tage hat er frei. Er werde noch einige Jahre fahren, sagt er. Irgendwann möchte er aber gerne ein Tierheim für herrenlose Katzen und Hunde eröffnen.

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